Als weiteres messtechnisches Werkzeug wird in der Literatur die Setzwaage beschrieben. Dabei handelt es sich um ein Gerät aus zwei Balken, die T-förmig verbunden sind. Das T steht auf dem Kopf und durch ein Lot werden die Senkrechte und damit auch die Waagrechte ermittelt.
Solche oder ähnliche Geräte (in Form eines A) wurden auch als Grabbeigaben gefunden. Sie haben den Vorteil, dass sie selbstkorrigierend sind, das heißt, der Fehler gleicht sich selbst aus, wenn man sie um 180° dreht. Diese Geräte lassen sich zum Messen der Waagrechten auf kurze Distanzen ohne Weiteres einsetzen. Es geht aber bei der Cheopspyramide um eine Entfernung von 460 m. Josef Dorner meint, dass der Messbalken der Setzwaage etwa 4 Ellen (2 Meter) lang sein sollte, um das Gerät nicht zu unhandlich zu machen. Ein mehrmaliges Hin- und Hermessen sollte dann brauchbare Ergebnisse liefern. Bei der Vermessung der Basislinie müsste es also 230-mal aufgesetzt werden. Der Fehler, der sich zwangsläufig ergibt, soll dann durch Umdre- hen des Balkens und Zurückmessen wieder ausgeglichen werden. Mir ist nicht bekannt, ob jemand dieses Verfahren über die Entfernungen, mit denen wir es bei den Pyramiden zu tun haben, bereits erfolgreich erprobt hat. Bei Anwendung dieser Messmethode in der Praxis stellen sich aber noch weitere Hindernisse heraus. Wer je versucht hat, ein größeres Gelände mit einer Messlatte zu nivellieren, wird sich vor folgendem Problem gesehen haben:
Setzt man die Messlatte, sei es eine moderne Wasserwaage oder eine alte Setzwaage mit Lot, auf eine einigermaßen ebene Unterlage und richtet sie waagrecht ein, so berührt ein Ende zwangsläufig nicht den Boden. Es muss dann etwas untergelegt werden, etwa ein passender Stein. Dann setzt man die Latte mit einem Ende auf den Stein und misst weiter. Dabei darf der Stein natürlich nicht verrutschen, sonst muss wieder von vorne begonnen werden.
Der Vorgang wird 230-mal wiederholt, jedesmal mit Unterlegen, Aufsetzen, Unterlegen bis schließlich das Ziel erreicht ist. Dann folgt der gleiche Ablauf noch einmal, nur in die umgekehrte Richtung. Die Steine, die dabei untergelegt werden, sollten aber eine Genauigkeit von einem Zehntel-Millimeter aufweisen.
Dass man so nur schwer auf den geringen Fehler von 2,4 cm kommt, liegt auf der Hand. Etwas anschaulicher ausgedrückt: Es wäre, als wollte man mit einer einfachen Wasserwaage von einem Meter Länge einen Fußballplatz auf einen Zentimeter genau nivellieren.