Details und Erläuterungen

Vermessung und Bau der ägyptischen Pyramiden - von Eckart Unterberger

Details
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Ausrichtung an den Himmelsrichtungen

Die Methode der größten Digression von Josef Dorner


Josef Dorner schlägt vor, die größte Digression eines Sternes zu bestimmen. Digression heißt Abstand vom Norden. Die polnahen Sterne erreichen im Laufe einer Nacht einmal östlich und einmal westlich ihre größte Entfernung vom Nordmeridian, das ist die Linie, die den Himmelsnordpol mit der Nordrichtung auf Höhe des Horizonts verbindet. Zur Beobachtung muss ein Gerüst gebaut werden, das auf zwei senkrechten Stangen eine Querstange trägt. An der Querstange werden zwei mit einem Lot beschwerte Schnüre aufgehängt. Von einer Visierstange aus wird dann ein Stern beobachtet, wie er sich langsam vom Nordmeridian entfernt. Die Schnur wird mit der Position des Sternes zur Deckung gebracht und dabei kontinuierlich weiter nach außen geschoben, bis der Stern seine größte Entfernung vom Nordmeridian erreicht hat. Der Stern passiert dann seinen Höchststand und beim Niedersinken des Sternes wird das Verfahren auf der anderen Seite wiederholt. Hat man beide Positionen markiert, so liegt dazwischen Norden. Diese Methode wurde von J. Dorner erprobt und brachte sehr präzise Ergebnisse, hat jedoch auch entscheidende Nachteile, wie wir noch sehen werden.

Dorner's Methode

Orientierung nach Sternen in der Nähe des Himmelsnordpols

Methode v Kate Spence

Beide Methoden haben einen entscheidenden Nachteil, der sie letztendlich für das Vorhaben, die Himmelsrichtungen zu bestimmen, unbrauchbar macht. Der Himmelsnordpol befindet sich in Ägypten in 30° Höhe über dem Horizont. Peilungen des Himmelsnordpols oder auch nur polnaher Sterne müssen also in einem Winkel von mindestens 30° zur Waagrechten durchgeführt werden. Damit die Peilung genau genug ist, muss der Fluchtstab in entsprechender Entfernung vom Visierstab sein. Nehmen wir an, diese Entfernung beträgt 50 m, dann müsste sich der Fluchtstab in einer Höhe von annähernd 30 m befinden.


Hier begegnen wir eben wiederum jenem Problem, das bereits die Orientierung nach dem Schatten der Sonne scheitern ließ. Bei der Gründung der Pyramiden mag die Errichtung von Türmen noch möglich sein, wobei sich auch das bei einer Turmhöhe von 30 m nicht gerade einfach gestaltet. Im weiteren Bauverlauf scheidet dieser Weg definitiv aus. Es wäre viel zu umständlich und vor allem zeitraubend, bei einer Höhe der Pyramide von beispielsweise 70 m abermals einen Turm zu errichten.



Die Methode von Kate Spence


Dabei werden zwei Sterne in der Nähe des Himmelsnordpols anvisiert. Stehen die beiden Sterne genau senkrecht übereinander, so schnitt die Verbindungslinie vor 4500 Jahren genau den Himmelsnordpol. Diese senkrechte Linie wurde mit Hilfe eines Lots ermittelt. In der Praxis soll das so vor sich gehen, dass ein Beobachter südlich des Lots sitzt und solange wartet, bis die beiden Sterne in einer Linie mit der Lotschnur sind. Dort befindet sich dann Norden. Auf eine Beschreibung der weiteren Schlussfolgerungen, die Kate Spence daraus zieht, wird verzichtet.

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