Details und Erläuterungen

Vermessung und Bau der ägyptischen Pyramiden - von Eckart Unterberger

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Ausrichtung an den Himmelsrichtungen

Die Orientierung nach den Sternen


Wenden wir uns der Ausrichtung nach den Sternen zu. Hier gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Man kann sich an polnahen Sternen orientieren, also den Norden einmessen, oder man kann sich am Auf- und Untergangspunkt eines Sternes orientieren, also die Ost-West-Richtung bestimmen.


Sternenhimmel  - © Eckart Unterberger

Ein wenig Astronomie zum besseren Verständnis:


Die Erde dreht sich, die Sterne stehen still, zumindest annähernd. Blickt man zum Himmel, so dreht man sich langsam unter den Sternen hindurch. Im Norden beschreiben die Sterne im Laufe der Nacht Kreisbahnen. Im Zentrum der Kreise ist der Himmelsnordpol. Zieht man von diesem eine senkrechte Linie zum Horizont, so ist dort Norden. 90° links davon ist Westen, 90° rechts davon Osten. Der schräg stehende ‚Halbkreis‘ am Himmel zwischen Osten und Westen heißt Himmelsäquator. Die Beobachtungshöhe des Himmelsnordpols ist so groß wie die geographische Breite: je weiter im Süden, desto niedriger und umgekehrt. Steht man am Nordpol, so befindet sich der Himmelsnordpol genau im Zenit, der Himmelsäquator genau am Horizont und kein Stern geht auf oder unter. Steht man am Äquator, so befindet sich der Himmelsnordpol am Horizont, der Himmelsäquator schneidet den Zenit , und alle Sterne gehen auf und unter. Befindet man sich irgendwo dazwischen, so gehen manche Sterne auf und unter, Sterne in der Nähe des Himmelsnordpols sind die ganze Nacht sichtbar.


Die Orientierung nach dem Polarstern


Der dem Himmelsnordpol nächste Stern ist der Polarstern. Ist also der Polarstern nicht prädestiniert für die genaue Ausrichtung der Pyramiden? Der Stern, den wir heute als Polarstern kennen, war aber damals an einer ganz anderen Position. Der Polarstern ist jener Stern am Himmel, der in der Nähe der Verlängerung der Erdachse liegt. Die Veränderung der Position der Sterne am Himmel wird durch die Präzession (Taumelbewegung) der Erdachse verursacht. Da die Erde ein Kreisel ist, verhält sie sich auch so. Ein Kreisel hat aber die Eigenschaft, sich nicht nur zu drehen, sondern auch zu taumeln, wie das bei jedem Spielzeugkreisel zu beobachten ist. Eine Taumelbewegung der Erde dauert ca. 25.750 Jahre. Dieser Zeitraum wird ‚Platonisches Jahr‘ genannt. Die Fixsterne stehen aber (annähernd) still. Die Erdachse deutet daher nicht immer auf denselben Stern. Erst nach Ablauf eines platonischen Jahres sind die Sterne wieder an der gleichen Position. Der Polarstern steht auch heute nicht genau im Norden, sondern 44‘ vom Himmelsnordpol entfernt. Eine Peilung des Polarsterns zur Bestimmung der Nordrichtung wäre auch heute bei Weitem zu ungenau.


Präzession d Polarsterns  - © Eckart Unterberger

Die Sterne bewegen sich auf kreisförmigen Bahnen um den Himmelsnordpol. Die geographische Breite des Standpunktes der Beobachtung bestimmt:

• die Höhe des Himmelsnordpols (in Gizah etwa 30°).

• den Winkel, in dem die Sterne im Osten auf- und im Westen untergehen (rot, in Gizah etwa 60°).

Der Himmelsnordpol verschiebt sich im Laufe der Zeit. Jener Stern, den wir heute als Polarstern bezeichnen, war zur Zeit des Baus der Pyramiden weit vom Himmelsnordpol entfernt. Selbst heute wäre eine Peilung nach dem Polarstern zu ungenau.

© 2009-2021 Eckart Unterberger