Eine Orientierung nach der Sonne wäre zwar eine plausible Möglichkeit, da die Sonne in der ägyptischen Religion eine bedeutende Rolle spielte. In der Praxis erweist sich eine Orientierung nach dem Höchststand der Sonne aber als recht schwierig. Die Sonnenscheibe hat von der Erde aus gesehen einen Durchmesser von 31 Bogenminuten. Für die erforderliche Genauigkeit müsste also der Sonnenrand anvisiert werden. Eine direkte Peilung der Sonne ist nur am Abend oder am Morgen möglich, da die Sonne sonst ganz einfach zu hell ist und geschwärztes Glas gab es damals noch nicht.
Es bleibt der Schatten einer Messstange oder eines ähnlichen Hilfsmittels übrig, um den Sonnenstand zu ermitteln.
Um den genauen Süden zu bestimmen, muss der höchste Sonnenstand, also der kürzeste Schatten gefunden werden, könnte man meinen. Aber genau hier beginnen die Probleme. Der Sonnenhöchststand ist nicht der genaue Süden, da die Sonne jeden Tag höher oder niedriger steht, sie beschreibt eben keinen Kreis, dessen höchster Punkt im Süden liegt. Dazu müssten die Höchststände über das ganze Jahr gemessen werden.
Dies würde erstens zu lange dauern, und selbst dann ergäben sich noch Abweichungen. Dazu kommen weitere Probleme, die das Verfahren unmöglich machen. Für die gewünschte und auch erreichte Präzision muss die Messstange entsprechend hoch sein. Der Schatten einer etwa drei Meter hohen Stange wäre je nach Jahreszeit zwischen etwa einem (im Sommer) und vier (im Winter) Meter lang. Diese Länge des Schattens muss dann auf die 230 m der Pyramidenkante verlängert werden. Man könnte argumentieren, dass die Ägypter 30 und mehr Meter hohe Obelisken aufstellten und der Süden auf diese Weise eingemessen wurde. Dem ist aber entgegenzuhalten, dass dies vielleicht einmal an der Basis gemacht hätte werden können, im weiteren Baufortschritt wäre das Aufstellen eines Obelisken auf dem Pyramidenstumpf nur schwer vorstellbar und sehr unpraktisch.
Des Weiteren ist der Schatten der Sonne unscharf. Da die Sonne kein Punkt, sondern eine Scheibe mit 31‘ Durchmesser ist, wirft sie einen Halbschatten und einen Kernschatten. Diese sind aber bei entsprechender Länge des Schattens dermaßen unscharf, dass sie für eine genaue Einmessung vollkommen unbrauchbar sind. Die Ortung der Himmelsrichtung nach dem Sonnenschatten scheidet also aus.