Als die Höhe von 105 Meter erreicht war, stellte die Cheopspyramide das höchste Gebäude der damaligen Welt dar und sie sollte es noch Jahrtausende lang bleiben. Die bisher höchste Pyramide war die ‚Rote Pyramide‘ von Dahschur mit 104 m.
Ab dieser Höhe sah man sich mit einem neuen Problem konfrontiert: Es wurde auf der Plattform immer enger und die Zugseile wurden immer länger. Eines lässt sich beobachten: Im oberen Teil der Cheopspyramide weisen die Steinschichten eine wesentlich geringere Höhe und die Blöcke damit auch ein geringeres Gewicht auf. Sind sie im unteren Bereich mehr als einen Meter hoch, so messen die oberen 20 Schichten etwas mehr als jeweils einen halben Meter. Da die Quader aber auch entsprechend schmäler und kürzer sind, verringert sich ihr Volumen und damit ihr Gewicht auf ein Achtel gegenüber jenen der unteren Schichten. Wiegen die unteren Blöcke durchschnittlich 2,5 Tonnen, so bringen es jene der obersten Schichten nur noch auf etwa 300 kg.
Dadurch konnten die einzelnen Gruppen zahlenmäßig reduziert werden, die Zugkolonnen werden kürzer. Ein Gewicht von 300 daN kann von 15 – 20 Mann ohne weiteres hinaufgezogen werden. Bei der hier dargelegten Methode stehen demnach vier Reihen zu je fünf Arbeitern nebeneinander, die hintereinander höchstens 10 m Platz brauchen. Die Spitze der Cheopspyramide, wie wir sie heute sehen, ist eine Plattform von etwa 10 m im Quadrat. Bis zu dieser Höhe war es möglich, die Steine mit Zugmannschaften hinaufzuziehen, die direkt auf der Plattform standen.
Das Pyramidion
Als Pyramidion bezeichnet man die Spitze der Pyramide. Das Pyramidion der Cheopspyramide ist, so wie das der meisten Pyramiden, nicht mehr erhalten. Lediglich in Bruchstücken vorhanden ist das Pyramidion einer Nebenpyramide. Wir wissen daher nicht, wie groß das Pyramidion der Cheopspyramide war. Die noch gut erhaltene Spitze der Chefrenpyramide kann uns dazu ebenfalls keine Auskunft geben. Dort sind die Verkleidungssteine zwar noch auf ihrem Platz, doch wissen wir nicht, wieviele weitere Schichten auf die vorhandene Plattform gelegt wurden. Diese misst ca. 4 m im Quadrat und es ist unwahrscheinlich, dass darauf bereits das Pyramidion gesetzt wurde. Ein Pyramidion dieser Größe, mit 16 m2 Grundfläche und 2,5 m Höhe hätte das Gewicht von mehr als 30 Tonnen.
Das Pyramidion der Roten Pyramide von Daschur, aus Bruchstücken rekonstruiert.
Wir können aber davon ausgehen, dass die Spitze der Cheopspyramide in ähnlicher Weise gestaltet war wie jene der Chefrenpyramide. Die obersten Steinlagen waren verzahnt, indem in die untere Steinlage eine quadratische Vertiefung eingearbeitet wurde.
Für die Positionierung des Pyramidions kann die gleiche Methode zum Einsatz kommen wie für alle anderen Steinquader, der Transport auf Kufen direkt über die Pyramidenflanke. Das Pyramidion besaß bei seinem Transport auf die Spitze noch nicht die endgültige Form. Diese wurde ihm erst verliehen, als es bereits auf seinem Platz war, es wurde als ‚Rohling‘ hinaufgezogen. Das hatte den Vorteil, dass eventuelle Ungenauigkeiten ausgeglichen werden konnten und Beschädigungen vermieden wurden.
Die Bruchstücke des Pyramidions der ‚Roten Pyramide‘ von Dahshur, die im Zuge von Ausgrabungen gefunden und zusammengesetzt wurden, weisen diesen Befund auf. Die Seitenflächen besitzen nicht exakt denselben Winkel, sie wurden also an die spitz zulaufenden Seiten der Pyramide angeglichen. Auch über die wahrscheinliche Größe des Pyramidions gibt uns der Fund zumindest Anhaltspunkte. Das Pyramidion der „Roten Pyramide“ m isst 1,57 m an den Seiten und daher etwa 80 cm in der Höhe und wiegt 1,5 Tonnen. Die Grundmaße von 1,6 m erscheinen logisch, da so zwei oder drei Steine der darunterliegenden Schicht zugedeckt werden konnten. Ein wesentlich größeres oder kleineres Maß ist unwahrscheinlich, da es technisch nicht sinnvoll wäre.