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Vermessung und Bau der ägyptischen Pyramiden - von Eckart Unterberger

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Der Bau der Cheopspyramide: Transport und Verlegung des Pyramidions

Da das Pyramidion als Rohling transportiert wurde, erhöht sich das Gewicht und beträgt ca. 2 Tonnen. Die Zugmannschaft wird sich daher, rechnen wir mit den üblichen Werten, aus 100 Arbeitern zusammensetzen.


Dieses Gewicht zu befördern stellte für die Ägypter kein sonderliches Problem dar, wenn wir uns an die schon transportierten Blöcke von 40 Tonnen erinnern. Einziges Problem ist daher der Platz. Das bedeutet, dass die Zugmannschaften nicht mehr auf der Pyramidenplattform stehen können. Mit diesem Problem werden die Mannschaften natürlich schon vorher, bei den letzten Lagen, konfrontiert.


Die Mannschaft steht daher in der gegenüberliegenden Flanke knapp unterhalb der Spitze. Die Seile sind zwar zu Anfang recht lang, im entscheidenden Moment aber, beim oben angesprochenen Gleiten über die Kante, ist die Entfernung der Zugmannschaft vom Pyramidion nur mehr gering. Das Pyramidion kann präzise positioniert werden. Undenkbar, wenn die Arbeiter zu weit ziehen würden. Das Pyramidion würde über die Spitze hinausgleiten und auf die darunter stehenden Arbeiter fallen.


Aus diesen Gründen wird auch die Idee relativiert, die Arbeiter hätten sich wie Gegengewichte in den Abgrund gestürzt. Die Zugkraft der Mannschaft wäre viel zu unkoordiniert und vor allem lässt die Länge des Seiles kein präzises Arbeiten mehr zu.


Die Aufgänge auf 3 Seiten wurde bereits entfernt, sie mussten entfernt werden, da sonst kein Steintransport in die obersten Lagen mehr möglich gewesen wäre. Die Arbeiter stehen auf dem letzten verbleibenden Aufgang. Bei der Chefrenpyramide, wo wir annehmen müssen, dass es solche in den Stein gehauene Aufgänge nicht gab, wird man sich mit den erwähnten Strickleitern beholfen haben.


Transport des Pyramidions - © Eckart Unterberger
Verleging des Pyramidions - © Eckart Unterberger

Der Transport des Pyramidions geschah auf die gleiche Weise wie der aller anderen Steinblöcke. Die Zugmannschaften gehen in die gegenüberliegende Flanke.

Das Pyramidion steht schließlich auf der Spitze der Pyramide. Eine Arbeitsplattform wird um die Pyramidenspitze errichtet. Nun können die Arbeiter das Pyramidion von den Kufen hebeln. Die Steinmetze bearbeiten und glätten die Flächen.

Spielen wir die Verlegung des Pyramidions abschließend Schritt für Schritt durch:


Die Zugmannschaft steht auf der Leiter in der Pyramidenflanke gegenüber der Seite, über die das Pyramidion hinaufgezogen werden soll. Dieses ist in der üblichen Weise, wie all die anderen Blöcke zuvor, auf zwei oder mehrere Kufen montiert und an den Zugseilen fixiert. Die Zugseile laufen die Pyramidenflanke hinauf. An der Kante der inzwischen nur mehr 2 m2 großen Plattform liegen die Kantenschuhe, aber nicht nur an der Vorderkante, jener Kante, über die der Block gezogen wird, sondern auch an der Kante, unter welcher die Zugmannschaft steht. Das Pyramidion wird jetzt die Flanke hinaufgezogen. Über die Kante hinweggleitend steht es schließlich auf den Kufen auf der Spitze der Pyramide.


Jetzt wird ein einfaches Gerüst aus Rundhölzern um die Pyramide herum gebaut. Zunächst werden die Kantenschuhe entfernt, Hebel werden zwischen das Pyramidion und die vorletzte Schicht geführt, die Kufen erst an einer Seite dann an der anderen herausgezogen. Auf dem Gerüst stehend kann die letzte Arbeit, das Behauen des Rohlings, durchgeführt werden. Eine letzte Leiter hängt an der Pyramidenspitze, über die die Arbeiter schließlich den Arbeitsplatz in fast 150 m Höhe verlassen können.

© 2009-2021 Eckart Unterberger