Die Pyramidenstufen sind nicht waagrecht, sie sind leicht schräg nach innen geneigt. Es kann also nicht direkt von einer Stufe zur nächsten gemessen, sondern es muss zuerst mit einer Setzwaage nach innen zur nächsten Stufe nivelliert werden. Dass sich das nicht gerade positiv auf die Genauigkeit der Messung auswirkt, liegt auf der Hand.
Die einzelnen Steinlagen der Pyramiden sind nicht gleich, sondern unterschiedlich hoch. Man kann also nicht einfach jedesmal drei Ellen nach innen messen und dann beispielsweise drei Ellen und drei Finger nach oben. Man könnte das höchstens seitlich an einem Verkleidungsstein anzeichnen und dann markieren. Auch mit einem Messgerät, das in etwa wie eine schräge Setzwaage funktioniert, ist die gewünschte Präzision sicher nicht zu erreichen. Eine Berechnung der notwendigen Höhe bei bestimmtem Rücksprung ist ebenfalls nicht möglich. Die einzelnen Steinlagen sind nicht gleich hoch. Es müssten komplizierte Bruchrechnungen durchgeführt werden, wenn der Rücksprung einmal nicht eine runde Zahl in Ellen ist.
Als größtes Hindernis für dieses Verfahren entpuppt sich aber eine Besonderheit der Seitenflächen, die bis heute Rätsel aufgibt. Die Seitenflächen einiger Pyramiden sind konkav. Das heißt, sie sind keine planen Flächen, sondern leicht eingedellt. Wie weit sie eingedellt sind, ist nicht genau festzustellen, es mag sich im Bereich von weniger als einem Meter bewegen. Dieser Umstand lässt inzwischen auch die meisten Ägyptologen an der Messmethode nach Rücksprung und Höhe zweifeln. Sind die Seitenflächen konkav, so ist diese Methode nicht durchführbar! Der Winkel von Stufe zu Stufe würde sich jedesmal um den Bruchteil eines Millimeters ändern.
Das eigentliche Problem ist aber ein anderes. Die Methode mit Rücksprung und Höhe wird von der Wissenschaft recht unkritisch als einzig gültige angesehen, was sich damit begründen lässt, dass es keine andere gibt. Das führt uns aber zu einem Faktum, das einer ernsthaften Pyramidenforschung entgegensteht.
Es ist definitiv nicht bekannt, wie hoch die Pyramiden genau waren. Der Grund dafür ist die Methode, wie die Pyramidenhöhe bestimmt wurde und immer noch wird. Man misst zunächst die Kantenlänge, dann die Neigung der noch ‚in situ‘ (in der originalen Position) vorhandenen Verkleidungssteine. Deren Neigung ist aber bei ein und derselben Pyramide nicht immer gleich, kann sie auch nicht sein, da die Pyramidenflächen konkav sind. Dann würden die zur Mitte gelegenen Verkleidungssteine einen flacheren Winkel aufweisen als die in der Nähe der Kanten.
Trotzdem wird davon ausgegangen, dass die Pyramiden über die Seitenflächen nach der Rücksprung-Höhe-Methode eingemessen wurden. Nun wird ein Mittelwert der verschiedenen Neigungswinkel herangezogen und auf ein Maß ‚gerundet‘. Dieses Maß soll ein gerades Maß in Ellen oder ein Maß in einem Bruch ergeben. Dabei wird bei der Cheopspyramide von Rücksprüngen in Handbreiten und Fingern bei einer Höhe von einer Elle gerechnet, bei der Chefrenpyramide wird hingegen von einem Verhältnis von 3:4 gesprochen, obwohl der gemessene Winkel ein um 3‘ steilerer war. Die echte, derzeitige Höhe der Chefrenpyramide wurde überhaupt noch nie vermessen, sie wurde immer nur rückgerechnet.
Dieses Vorgehen ist so nicht korrekt. Man kann nicht einfach eine Methode als gültig annehmen, obwohl es keine Hinweise dafür gibt, dass sie verwendet wurde, ja ganz im Gegenteil, alles darauf hindeutet, dass sie schlicht und einfach undurchführbar ist und dann alle Maße auf diese Methode hin ausrichten.
Besonders skurril wird dieses Faktum bei der Höhenangabe der Chefrenpyramide. I.E.S. Edwards gibt die derzeitige Höhe mit 136,39 m an, die ursprüngliche mit 143,55!m. Das ist ganz einfach nicht möglich. Die Plattform auf der Spitze der Chefrenpyramide ist gerade einmal 4 m im Quadrat. Bei einem Winkel von 53° kann man nicht noch 7 m höher bauen. Diese Angaben werden aber einfach übernommen und in verschiedenen, sonst seriösen Publikationen veröffentlicht.
Sehr oft wird der Neigungswinkel sogar in Bogensekunden angegeben. Eine Bogenminute Abweichung würde die Spitze der Pyramide gerade einmal um 9 cm nach oben oder unten verschieben. 1 Bogensekunde ist 1/60 einer Bogenminute, da geht es also nur mehr um Millimeter in der Höhenangabe.
Legen wir das Ganze aber einmal auf die beschriebene Rücksprung-Höhe-Methode um. Nehmen wir an, die Neigung wäre Stein für Stein in Bogenminuten aufgetragen worden, wie viel macht das dann pro Stein aus? Bei einem 1 m hohen Stein hätten die Ägypter dann auf 0,4 mm genau gemessen, und das 200-mal!
Das bedeutet:
• Alle Angaben über die Höhe und den Neigungswinkel von Pyramiden sind mit Vorsicht zu betrachten!
• Differenzen von mehr als 5‘ sind möglich.
• Sämtliche Zahlenspielereien mit pi oder Ähnlichem erübrigen sich.