Details und Erläuterungen

Vermessung und Bau der ägyptischen Pyramiden - von Eckart Unterberger

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Der Bau der Cheopspyramide: Transport der 40-Tonner

Zunächst ist zu klären, wie groß die Zugkraft sein muss, die benötigt wird, einen 40- Tonnen Block über eine 52° steile Rampe hinaufzubefördern. Auf waagrechter Fläche haben wir eine Zugkraft von 40 % des Gewichtes angenommen. Für 40 Tonnen müssen also 16.000 daN (16 Tonnen) Zug aufgewendet werden. Die Reibung nimmt zwar mit zunehmender Neigung der Rampe ab, andererseits ist dann mehr Kraftaufwand zur Überwindung der Schwerkraft notwendig. Ohne mich jetzt in Winkelfunktionen zu verlieren, stelle ich fest, dass sich die insgesamt benötigte Kraft auf 41.370 daN beläuft. Hinzu kommt noch die bei meinem Verfahren auftretende Reibung an den Kantenschuhen, die ich mit etwa 10 % der Zugkraft ansetze. Benötigt werden also 45.370 daN Kraft, unphysikalisch ausgedrückt 45 Tonnen.


Weiters habe ich als Zugkraft eines einzelnen Arbeiters 25 daN angenommen. Dividiert man, so kommt man mit 1800 Arbeitern aus. In der Realität werden mehr Arbeiter hinzugezogen, um eine gewisse Kraftreserve vor allem beim Ziehen über die Kante der Plattform zur Verfügung zu haben. Gehen wir von 2000 Mann aus, so sind das genau zehn Mannschaften, die einen dieser Steine hinaufziehen können.


Und so wird der Transport durchgeführt: Der Block wird nicht der Länge nach hinaufgezogen, sondern quer. Das ist deshalb notwendig, um ein leichteres Gleiten über die Kante der Plattform zu gewährleisten. Der Quader wird mit seiner Seitenfläche, die ja plan behauen ist, auf mehrere Kufen gesetzt und mit diesen vertäut. Dann werden die Zugseile angebracht. Der Großteil wird an der hinteren Unterkante befestigt, der Rest an der vorderen Oberkante. Eine seitliche Stabilisierung ist nicht notwendig, da bei gleichem, synchronem Ziehen der Mannschaften der Block seitlich nicht ausscheren kann.


Oben stehen die zehn erfahrenen Mannschaften bereit. Die Kantenschuhe sind so gelegt, dass die Kufen genau zwischen ihnen hindurch gleiten können. Jetzt wird der Block an Dutzenden von Seilen hängend langsam aber gleichmäßig und ohne abzusetzen über die Pyramidenflanke nach oben gezogen.


An der Kante angekommen, wird der Großteil der Zuglast von jenen Mannschaften aufgebracht, die an den hinten befestigten Seilen arbeiten. Dennoch ziehen die anderen mit unverminderter Kraft weiter. Ihre Ziehen bewirkt, dass sich der Stein, noch bevor der Schwerpunkt über der Kante ist, langsam nach vorne neigt und der tonnenschwere Quader schließlich sanft auf der Plattform aufsetzt.


Der Rest ist für die Arbeiter, die immerhin schon Millionen Tonnen Gestein angehäuft haben, Routine. Die Quader werden über die Plattform gezogen, aufgerichtet und einer nach dem anderen über der Grabkammer aufgereiht.

Die Kraft, die benötigt wird, um einen 40 Tonnen schweren Block die Pyramidenflanke hinaufzuziehen, ist geringer als man annehmen möchte. Zwar ist der vom Gewicht verursachte Abtrieb zu überwinden, andererseits verringert sich die Reibung. Hinzu kommt noch die am Kantenschuh auftretende Reibung. Für einen 40 Tonnen Block muss eine Zugkraft von 45 Tonnen aufgebracht werden.

Neben den bereits diskutierten Aspekten ist der Transport der Decksteine ein weiterer Schwachpunkt aller bisher vorgeschlagener Bautheorien, der diese dann auch als unbefriedigende Lösungen des Problems ‚Pyramidenbau‘ erscheinen lässt.


Ich komme zum Schluss, dass es den Ägyptern mit den herkömmlichen, das heißt mit den sonst auch verwendeten Methoden möglich gewesen sein muss, die Decksteine hinaufzuziehen. Es ist unwahrscheinlich, dass dafür eine gänzlich andere Methode zum Einsatz kam. Wären sie nicht imstande gewesen, die Blöcke auf herkömmliche Art zu befördern, wären sie heute nicht da, wo sie sind, da der Aufwand an Zeit und Material zu groß gewesen wäre.


Pyramidensteine Zugkraftermittlung - © Eckart Unterberger
Transport der Decksteine - © Eckart Unterberger

Der Transport der schweren Blöcke für die Königskammer ist mit der beschriebenen Methode genauso möglich wie jener der ‚kleineren‘ Blöcke. Der Block wird nicht der Länge nach transportiert sondern quer. Er wird zunächst auf mehrere Kufen gesetzt, deren Abstand so bemessen ist, dass sie zwischen den Kantenschuhen hindurchgleiten können. Je nach Größe werden unterschiedlich viele Zugmannschaften benötigt.

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