In einer Höhe von 45 m ist die Seitenlänge der Plattform immer noch größer als die Basis der Stufenpyramide von Meidum. Um diese an Höhe zu übertreffen, ist es nicht mehr notwendig, so steil weiterzubauen. Dies würde nur Zeit kosten. Der Neigungswinkel kann daher verringert werden. Man wusste, wenn man jetzt mit einer Neigung von 45° weiterbauen würde, wird die Pyramide um etwas weniger hoch als die Hälfte der Seitenlänge der Pyramidenplattform. Die Seitenlänge der Plattform in dieser Höhe betrug 121 m. Bei einem Weiterbau mit 45° würde die Pyramide etwa noch einmal um 45 m, insgesamt also 90 m hoch, um 14 m höher als die Pyramide von Meidum. Aber steckt darin nicht ein Rechenfehler? 121 m dividiert durch 2 ergibt 60,5 m. Unser erster Parameter ist aber: Snofru wollte eine Stufenpyramide bauen. Die Intention war also nicht, zumindest noch nicht, das Bauwerk spitz auslaufen zu lassen, sondern der Tradition entsprechend mit einer Plattform. Dadurch hätte sich die Bauhöhe verringert.
Zu diesem Zeitpunkt wurde die zweite geniale Idee geboren. Die bisher üblichen Rampen, die beim Bau der Stufenpyramiden eingesetzt wurden, bestanden aus waagrecht verlegten Schlammziegeln. Die Rampen werden jetzt aus Stein gebaut, aber in der Art der Schlammziegelrampen, also waagrecht verlegt.
Dies brachte den Erfolg. Die Einmessung der Pyramide und die Verlegung der Steine wurden mit dieser Methode wesentlich vereinfacht und vor allem beschleunigt. Es sollte das Modell, das Muster für die Bauweise aller weiteren Pyramiden werden.
Die Knickpyramide von Dahschur war so betrachtet kein Misserfolg. Im Gegenteil, sie sollte zum Vorbild aller weiteren Pyramiden werden.
Als man erkannte, wie schnell sich eine Pyramide mit dieser Methode errichten ließ, begannen sofort die Bauarbeiten an der nächsten Pyramide: der ‚Roten Pyramide‘ oder Nordpyramide von Dahschur. Natürlich wollte man kein Risiko eingehen und wählte den gleichen Winkel, wie ihn die Knickpyramide im oberen Teil aufweist, etwa 45°.
Die Knickpyramide wuchs sehr schnell in die Höhe, es war dann nicht mehr als logisch, sie nicht mit einem flachen Plateau zu krönen, denn dazu bestand kein Grund, sondern immer weiter zu bauen, so lange, bis es nicht mehr weiterging, bis die Pyramide ihre Spitze bekam.
Ich stelle eine neue Hypothese auf und spiele sie mit folgenden Parametern durch:
Jetzt wird die Knickpyramide zur Erfolgsgeschichte.
Die Arbeiter beginnen mit der neuen Methode:
Die Steine werden direkt von außen über die ganze Länge der Pyramidenflanke hinaufgezogen. Die Außenmauern werden flacher gestaltet, nicht wie bisher 75° sondern mit 60°. Bald erkennen die Baumeister die Vorteile, vor allem aber die Geschwindigkeit dieser Methode und beschließen, den Bau zu vergrößern. 13 m außerhalb des bestehenden Baus wird eine neue Schale hochgezogen. Diese weist eine etwas flachere Neigung auf als die innere: statt 60° nur noch 54°. Dadurch wird das Passieren der Steine über die Kante wesentlich erleichtert.
Die Knickpyramide ist nichts anderes als eine Stufenpyramide, bei der die Wände so flach sind, dass sie als Rampen benutzt werden können. Dadurch ist ein simultaner, direkter Transport der Steine über die gesamte Flanke der Pyramide möglich.