Beginnen wir bei der Bautechnik des unteren Teils. Die Steine wurden mit einer Neigung von 15° nach innen verlegt, dahinter befindet sich wie bei allen bisher gebauten Pyramiden und Mastabas grobes Gestein, das durch Sand und Lehm aufgefüllt und verdichtet wurde. Bereits die backing stones sind nur grob behauen. Der einzige Unterschied zur traditionellen Bauweise, wie wir sie von den Stufenpyramiden in Meidum und Sakkara kennen, besteht also darin, dass die Verkleidungssteine an ihrer Außenseite nicht rechtwinklig behauen waren, sondern schräg. Doch welche Vorteile soll das mit sich bringen?
Kehren wir zum Mauerbau zurück. Es wurden zwei Methoden beschrieben, die Steine aufzuschlichten. Da gibt es jene von den Enden der Mauer, wie sie bisher bei den Stufenpyramiden Verwendung fand. Dann gibt es aber noch die zweite Methode, bei der die Steine seitlich, also quer zur Mauerrichtung hinaufgezogen werden. Dieses Verfahren hat gegenüber dem ersten Verfahren einen wesentlichen Vorteil: Es können mehr Arbeitskräfte eingesetzt werden. Eine große Zahl von Arbeitskräften war aber genau das, was Snofru nach Beendigung der Arbeiten an der Pyramide von Meidum zur Verfügung stand. Und dieses Heer von Arbeitern musste beschäftigt werden. Was also lag näher, als mit dem Bau einer zweiten, noch größeren Pyramide zu beginnen? Dazu war es aber notwendig, die Bauweise zu verändern. Und hier, so denke ich, wurde jener geniale Einfall geboren, der den Pyramidenbau erst möglich machte:
Wenn die Mauern der Stufen in einem etwas flacheren Winkel gebaut werden, so lassen sich die Steine direkt über die Mauerflanken hinaufziehen.
Nur das Problem der letzten Steinreihe, also der Verkleidungssteine musste noch gelöst werden. Zieht man diese hinauf, so ist kaum mehr Platz, sie zu verlegen. Die Pyramide ist bis zum Rand hin bereits eine Stufe, eine Schicht höher. Auf den verbleibenden schmalen Rand müssen dann noch die Verkleidungssteine gesetzt werden. Ist dieser Rand zu schmal, wird das Vorhaben unmöglich. Die Verkleidungssteine haben daher eine gewisse Dimension aufzuweisen, um überhaupt noch verlegt werden zu können. Also muss zunächst auf ein Baudetail verzichtet werden, das bisher Anwendung fand: auf die Verlegung von Läufern. Diese würden in Längsrichtung der Mauer verlegt, der verbleibende Saum für den letzten Stein wäre nur sehr schmal. Werden hingegen nur Binder eingebaut, so bleibt der Arbeitsbereich noch einigermaßen groß. Genau dieses Verfahren wurde bei der Knickpyramide zum ersten Mal angewandt, man verzichtete auf den Einbau von Läufern. Das bedeutet dann auch, dass die Steine direkt von der Seite heraufgezogen wurden. Die Außenflächen der Pyramiden waren also ein Kompromiss aus Mauer und Rampe - Mauer, weil die Steine immer noch nach innen geneigt verlegt wurden und Rampe, weil sie außen abgeflacht wurden, um den Transport der Steine zu ermöglichen. Wie wir im ‚Problem der Kante‘ gesehen haben, ist es nicht einfach, einen Stein über die Kante der Rampe zu ziehen. Die Grenze, wo das noch möglich ist, liegt bei etwa 60°, wird die Rampe steiler, so bleibt man mit dem Stein an der Kante hängen.