Details und Erläuterungen

Vermessung und Bau der ägyptischen Pyramiden - von Eckart Unterberger

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Der Bau der Cheopspyramide: Die Organisation der Zugmannschaften

Die Arbeit auf der langsam aber stetig wachsenden Pyramide war auf mehrere Mannschaften

verteilt. Je eine Mannschaft war zuständig für

  • den Abbau der Steine im Steinbruch,
  • den Transport der Steine vom Steinbruch zum Fuß der Pyramide,
  • das Hinaufziehen der Steine auf die Plattform,
  • das Verlegen der Steine auf der Plattform,
  • die Bearbeitung der Verkleidungssteine,
  • den Bau des Gangsystems und der Grabkammern.


Die Mannschaften mussten die Steine zunächst vom Steinbruch, der sich unmittelbar unterhalb des Plateaus befand, über eine Rampe zur Pyramide ziehen. An der SO-Ecke angekommen, wurden die Steine entlang der Pyramide gezogen, dann mussten sie gedreht und in Position gebracht werden. Dazu wurde ein starkes Rundholz in eines der erwähnten Löcher am Fuß der Pyramide gesteckt, die Mannschaft brachte den Stein so in Position, dass er neben dem Rundholz zu liegen kam. Jetzt wird die Zugrichtung um 90° nach außen verlegt, also von der Pyramide weg, und der Stein dreht sich. Er wird anschließend mit dem Rundholz als Hebel angehoben, die erste Kufe wird darunter platziert. Danach wird der Hebel von vorne und hinten unter den Stein geschoben und dieser angehoben. Die zweite Kufe wird montiert.


Der Stein liegt jetzt zum Transport bereit. Die Seile, die von der Pyramidenplattform herabhängen, werden in der beschriebenen Anordnung um den Stein gebunden. Den nächsten Schritt erledigen die Zugmannschaften auf der Pyramidenplattform. Jede Zugmannschaft war in vier Gruppen unterteilt. Diese Unterteilung hatte ihre Ursache in der Befestigung der Zugseile am Stein. Die wenigen schriftlichen Zeugnisse über den Bau der Pyramiden berichten uns aber nicht nur von dieser Unterteilung. Sie erzählen uns auch von einer Einteilung nach den Himmelsrichtungen. Es gab die Gruppen Westen, Süden und Norden. Eine Gruppe Osten wird nicht genannt. Dies wird in der Literatur mit dem Argument begründet, dass das Wort für Osten das gleiche war wie für ‚links‘ und damit als schlecht galt.


Das ist aber so nicht richtig. Ich betrachte jetzt die Einteilung der Arbeiter im Hinblick darauf, dass die Steine direkt über die Flanken der Pyramiden gezogen wurden. Die Mannschaften werden zu Beginn in Gruppen von je 200 Arbeitern eingeteilt. Eine solche Gruppe ist mit Leichtigkeit in der Lage, einen Stein von 2,5 Tonnen Gewicht über die Flanke hinaufzuziehen. Mehrere solcher Gruppen werden zu Mannschaften zusammengefasst und nach ihrem Einsatzort benannt. Die Gruppen der Mannschaft Norden arbeiten an der Nordseite der Pyramide, die Gruppen Süden an der Südseite und die Gruppen Westen an der Westseite. Diese Einteilung ist aber nur dann sinnvoll, wenn die Steine auch an allen vier Seiten der Pyramide hinaufgezogen werden, nicht aber, wenn dies über eine zentrale Rampe geschehen wäre, wie in der Literatur behauptet. Wo aber bleiben die Gruppen Osten? Die Antwort ist einfach: Es gab keine Gruppen Osten. Ich erinnere an die oberste Prämisse des Pyramidenbaus: Alle Arbeiten müssen gleichzeitig durchgeführt werden. Die Arbeit beschränkt sich aber nicht auf das bloße Hinaufziehen der Steine. Eine sehr langwierige und zeitraubende Tätigkeit war das Behauen der Verkleidungssteine. Dies hatte zeitgleich mit dem Transport der Kernsteine zu geschehen. Es wäre viel zu zeitaufwändig, zuerst eine Schicht zu legen und dann an allen vier Seiten zugleich die Verkleidungssteine zu behauen. Die Zugmannschaften hätten während dieser Zeit nichts zu tun. Wesentlich effektiver und schneller ist der folgende Arbeitsablauf: An drei Seiten der Pyramide werden die Steine hinaufgezogen, während an einer Seite die Oberfläche der Verkleidungssteine bearbeitet wird.


Zugmannschaften beim Pyramidenbau - © Eckart Unterberger

Die Gruppen der Zugmannschaft ‚Süden‘ beginnen im Süden mit Transport und Verlegung der Steine. Die Verlegung beginnt in der Mitte.

Zugmannschaften beim Pyramidenbau - © Eckart Unterberger

Nachdem die Mannschaft im Süden einen Teil der Steine verlegt hat, beginnen die Mannschaften ‚Westen‘ die Verlegung im Westen, ebenfalls von der Mitte nach außen.

Zugmannschaften beim Pyramidenbau - © Eckart Unterberger

Das gleiche Spiel wiederholt sich an der Nordseite. Die Südseite ist fast fertig.

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